Bundesverdienstkreuz für Brigitte und Gerd Hauser aus Weisenheim am Berg


Für ihr langjähriges und vielseitiges ehrenamtliches Wirken zum Wohle der Gesellschaft hat Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier das Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Brigitte und Gerd Hauser verliehen.

Der Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD Süd), Prof. Dr. Hannes Kopf, hat die Bundesverdienstkreuze in einer Feierstunde an die Eheleute aus Weisenheim am Berg ausgehändigt. "Es ist ein Lebenswerk, was heute gewürdigt wird. Sie haben sich in gemeinschaftlichen Projekten als auch jeder für sich engagiert. Ihr umfassendes und vielfältiges Wirken zum Wohle der Gesellschaft ist beispielhaft und höchst anerkennenswert", betonte Präsident Hannes Kopf in seiner Laudatio.

Brigitte und Gerd Hauser haben sich über viele Jahre im beruflichen, kommunalpolitischen und kulturellen Bereich sowie für den Naturschutz engagiert.

Brigitte Hauser war Rektorin der Grundschule in Obrigheim. Die Grundschule unter ihrer Leitung war geprägt durch eine musisch-ästhetische Erziehung mit ökologischen Grundsätzen, wobei sie soziale wie auch religiöse Aspekte mit einbezog. Bereits 1979 gab es an der Schule ein gemeinsames, gesundes Frühstück und ab 1997 ein Mittagessen mit fester Betreuungszeit, lange vor den Anfängen zur Ganztagsschule.1998 bekam die Schule als eine der ersten Grundschulen in Rheinland-Pfalz die Bezeichnung "Schule im ökologischen Netz". Bekannt wurde die Schule durch ihre Theateraufführungen, welche sehr oft von Brigitte Hauser selbst geschrieben wurden, wobei sie die Charaktere der Kinder mit einbezog.

Kommunalpolitisch engagierte sich die Sozialdemokratin von 1984 bis 2019 im Ortsgemeinderat und war neun Jahre Beigeordnete, 2014 auch Bürgermeisterkandidatin. In dieser Zeit gehörte sie zehn Jahre dem Kreistag an (Frauenbeirat, Ausländerbeirat und Jugendhilfeausschuss) und fünf Jahre dem Verbandsgemeinderat Freinsheim. Parteipolitisch begann sie als Schriftführerin und arbeitet noch heute als Kassenwartin.

Als die ersten Flüchtlinge im Jahr 1990 nach Weisenheim am Berg kamen, gründete Brigitte Hauser eine Gruppe, die Geflüchteten täglich Deutschunterricht gab und sich um deren Bedürfnisse kümmerte. 2015 organisierte sie wieder Deutschkurse für Geflüchtete und andere Ausländer, auch aus Nachbargemeinden. Dieses Mal arbeiteten noch mehr Bürgerinnen und Bürger mit, so dass sie täglich drei Gruppen bilden konnte, je nach Bildungsgrad der Schüler. Dabei wurde die Bevölkerung auch zum Essen eingeladen und über Bräuche und Riten aus fremden Ländern informiert.

Von 2000 bis 2020 arbeitete Brigitte Hauser wesentlich bei den Weisenheimer Kulturtagen mit, die zweijährlich stattfanden. Mit Zuschüssen des Landes und der Ortsgemeinde konnten anspruchsvollere Veranstaltungen nach Weisenheim am Berg gebracht werden, was ein großer kultureller Gewinn bedeutete und viele Leute anzog.

Gerd Hauser unterrichtete 35 Jahre lang als Studiendirektor am Leiniger-Gymnasium in Grünstadt. Über seine eigentlichen Aufgaben als Lehrer hinaus engagierte er sich für die Öffnung der Schule nach außen und die Hinführung der Schülerschaft zur Lebensrealität: Organisation von Projekttagen unter Mitarbeit der Schülerschaft, Einführung der Betriebspraktikumswoche für neunte und zehnte Klassen, langjährige Arbeit mit Eltern und Schülern im Schulklima-Ausschuss. Vierzehn Jahre war er Personalratsvorsitzender.

Neun Jahre lang arbeitete er ohne Stundenausgleich in der AG Neue Musik. Hierbei führte er Regie bei der deutschen Uraufführung des Stückes "Oben und unten" von Karlheinz Stockhausen. Außerdem hielt er Vorträge im Rahmen der VHS Grünstadt über Aspekte der Sprache.

Wichtig war und ist ihm bis heute die Kunstvermittlung und seine Eigenaktivitäten als Künstler. So gestaltete er ehrenamtlich die Kulissen für die Grundschule Obrigheim, das Leininger-Gymnasium, die Burgspiele Altleiningen und die Siedlergemeinschaft Grünstadt. Er illustrierte zwölf literarische Bücher, entwarf viele Logos, Flyer und Plakate für Vereine und Gemeinden. Die örtliche SPD-Zeitung "roter faden" gestaltete er grafisch und inhaltlich, sowie mehrere Strategiepapiere.

Vierzehn Jahre lang setzte er sich für politisch Gefangene im Rahmen der ai - Gruppen in Grünstadt und Bad Dürkheim ein.

Als Mitbegründer, Sprecher und Organisator der Künstlergruppe "Offene Ateliers Weisenheim am Berg" initiierte Hauser seit 29 Jahren einmal im Jahr die offenen Ateliertage und aus besonderem Anlass Benefiz-Auktionen zugunsten einer psychosozialen Einrichtung sowie der Restaurierung der mittelalterlichen Wandmalereien in der protestantischen Kirche in Weisenheim am Berg und für eine Dorfskulptur in der Grünzone am Sommerbach. Auch kommunalpolitisch wirkte er viele Jahre als Mitglied in Ausschüssen der Ortsgemeinde aktiv an der Gestaltung seines Heimatortes mit. Beim Förderverein Protestantische Kirche Weisenheim am Berg ist er Gründungsmitglied.

1982 gründete Brigitte Hauser zusammen mit ihrem Mann die Gruppe Natur- und Lebensschutz (Gnulsch), um auch an ihrem Heimatort die Probleme des Umweltschutzes zu lösen. Resultat waren regelmäßige Infoveranstaltungen und jährliche Umwelttage, die thematisch und grafisch von Gerd Hauser gestaltet wurden und an denen sich Kirche und Vereine des Dorfes beteiligten. Als Beispiel für die Ergebnisse dieser Arbeit seien genannt: Die naturgemäße Waldbewirtschaftung und die Schaffung der ökologischen Grünzone am Sommerbach. Diese ist noch heute ein wichtiger Begegnungsort. Auch Aufräumaktionen und die Planungsbegleitung von Neubaugebieten waren Teil ihrer engagierten Umweltarbeit, die dazu beigetragen hat, dass Weisenheim am Berg 1989 die Auszeichnung "Ökologisches Dorf" durch das Umweltministerium erhielt.

Seit 1987 engagieren sich Gerd und Brigitte Hauser für die Partnerschaft mit St. Gengoux-le-National in Burgund. Brigitte Hauser war 33 Jahre lang die Sprecherin der von ihr gegründeten Gruppe. Sie war stets um viele Aktivitäten bemüht, bei denen fast alle Vereine mit einbezogen waren und besonders auch die Von-Carlowitz-Realschule plus, für die sie finanzielle Zuschüsse besorgte. Jährlich fanden mindestens ein bis zwei Begegnungen statt und ein Treffen auf mittlerer Strecke. Auch hier lag die künstlerische Gestaltung von Plakaten, Dekorationen und einer Anstecknadel in der Verantwortung von Gerd Hauser, der seinerseits auch zwei Ausstellungen in Frankreich durchführte.

Der europäische Gedanke war für beide sehr wichtig, und im Vordergrund stand immer die Hinführung von Erwachsenen und Schülern zu einem geeinten Europa.

Beim Freundeskreis Niederdorla in Thüringen, wo Gerd Hauser vier Ausstellungen und ein Kunstpraktikum im Kindergarten bestritt, sind beide von Anfang an mit dabei. Auch organisierten sie Treffen mit dem Freundeskreis Niederdorla in Frankreich und umgekehrt.

Da es im Gemeinderat keine Mehrheit gab, die ehemalige Synagoge zu kaufen und zu restaurieren, gründeten Gerd und Brigitte Hauser 1988 zusammen mit weiteren Aktiven den "Förderkreis Ehemalige Synagoge WaB, e.V.", um dem Dorf dieses wichtige Denkmal zu erhalten. Es ist heute ein kultureller Treffpunkt, in dem regelmäßig Kunstausstellungen, Lesungen, Konzerte und Führungen (Denkmalstag) stattfinden. Seit 1997 ist Höhepunkt des Jahres das Gitarrenfestival. Brigitte Hauser war vierzehn Jahre lang Erste Vorsitzende des Förderkreises und organisierte die jährlichen Exkursionen für Mitglieder und Interessierte zu Themen wie "Jüdische Spuren in Ludwigshafen", "Synagoge in Mainz", "KZ in Osthofen" oder "Jüdisches Museum der Nordpfalz". Gerd Hauser war 30 Jahre lang bei mehr als 120 Kunstausstellungen für die Auswahl und den Aufbau derselben zuständig. Besonderen Wert legte er bei Ausstellungen auf die Vermittlung der Kunstobjekte bei Einführungen in Vernissagen und Finissagen. Er ermöglichte regelmäßig Schülerinnen und Schülern den Zugang zur modernen Kunst, die er mit Arbeitsblättern erläuterte. Mit seiner Frau startete er eine Kooperation mit der Universität Landau, in deren Rahmen jährlich eine Ausstellung von Absolventen und Dozenten der Universität Landau in der Synagoge stattfindet.

Mit der Arbeit für die Entwicklung der Synagoge zu einem kulturellen Mittelpunkt leistete Gerd Hauser einen wichtigen Beitrag, der allerdings mit einem sehr großen Zeitaufwand verbunden war. Als Illustrator, Gestalter und Designer stellte er sein künstlerisches Talent zahlreichen Vereinen, Initiativen und Projekten unentgeltlich zur Verfügung. Ein großartiger Gewinn für Weisenheim am Berg, das gerne das "Künstlerdorf" genannt wurde.

Brigitte Hauser leistete einen wertvollen Beitrag zum kulturellen Leben, zur Integration und zum Umweltschutz sowie zum sozialen Zusammenhalt. Ihr Wirken als Pädagogin, Lokalpolitikerin, Umweltschützerin und Aktivistin hat in Weisenheim am Berg zu nachhaltigen positiven Veränderungen geführt. Durch die kulturelle Arbeit in der ehemaligen Synagoge gewann die Gemeinde große Attraktivität. Nach ihrer Pensionierung wurde sie Autorin zweier Kinderbücher.

Das engagierte Wirken von Brigitte und Gerd Hauser ist anerkennenswert und rechtfertigt die Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Quelle: Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, Neustadt an der Weinstraße

Die Verbandsgemeinde Freinsheim, die anlässlich der Feierstunde in den Räumen der SGD Süd in Neustadt an der Weinstraße von Bürgermeister Jürgen Oberholz vertreten wurde, gratuliert recht herzlich zu dieser herausragenden Auszeichnung.

Unser Bild zeigt Brigitte Hauser (Mitte) und Gerd Hauser (rechts) sowie Bürgermeister Jürgen Oberholz (links).